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Halloweenlesung in Leichers Buchhandlung

Raus aus unseren vier Wänden! Das hatte sich das ehrenamtliche Verlags-Team von awsLiteratur fest vorgenommen. Und hat es nicht bereut. Am Dienstag, den 5.11.2019, wurden wir herzlich zu einer gemeinsam durchgeführten  Halloweenlesung von Leichers Buchhandlung in Heimfeld  aufgenommen. Und auch die Neugier der (Bezirks-) Harburger auf diese ungewöhnliche Leseveranstaltung im kleinen aber feinen Büchergeschäft in der Meyerstraße 1 haben wir offensichtlich geweckt: Mit rund 30 Gästen wurde jeder Stuhl besetzt.

Halloweenlesung in Leichers Buchhandlung – Foto: Gisela Baudy

Regine Schneider beobachtete aufmerksam, wie wir ihre Buchhandlung Halloween-tauglich schmückten und stand uns dabei  helfend zur Seite, während ihr Gatte für Sitzplätze sorgte. Wolf Puschmann, der das Bühnenbild aus Ansichten von Hexen, aus Gräbern emporgestreckten Skeletthänden und einem Cartoon-Dracula mitgebracht hatte, führte – zwischendurch  mit leidenschaftlichem Wolfsgeheul – durch den Leseabend und wusste die Autoren und Autorinnen und deren Grusel-Geschichten hervorragend zu präsentieren.

Zu Beginn der Lesung sprachen die Vertreterinnen und Vertreter der schreibenden Zunft hinter den Kulissen ein Kindergedicht zu Halloween und wiegten das Publikum in eine trügerische Sicherheit. Denn die vier Geschichten und zwei Romanausschnitte hatten es nämlich  in sich und sind keineswegs für Kinder geeignet! Vampire, Wehrwölfe, Göttinnen, kopflose Gesellen, starrende Eulen oder auch nur ein in der Folterkammer dahinvegetierender Schriftsteller, der sich seinen Verlagsvertrag besser etwas genauer angeschaut hätte, sowie eine S-Bahnfahrt mit mysteriösen (Zeit-)Fahrgästen lieferten ein sehr variantenreiches Herzschlag-Angebot.

Halloween Dekoration – Foto: Gisela Baudy

Aufgrund der räumlichen Gegebenheiten hatten nicht alle Gäste einen freien Blick. Doch zwischen heimeligen Bücherregalen blutdruckerhöhenden Horrorgeschichten zuzuhören, hatte seinen eigenen Charm. Das aws-Team bedankt sich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich für die angenehme Zusammenarbeit mit Leichers Buchhandlung, die Mitwirkung der Gast-Autorinnen und -Autoren und natürlich auch bei unseren Haus-Autoren. Ob der Abend rundum gelungen war? Das Publikum war sehr angetan. Ebenso Regine Schneider. „Ich fand die Lesung ganz schön, mit diesen verschiedenen Texten und Vorleser-Stimmen. Mal was ganz anderes“, kommentierte unsere Gastgeberin abschließend den Abend.  Eine weitere Lesung bei Leichers im kommenden Jahr halten jedenfalls alle Seiten für wahrscheinlich!

Rückblick in die Vergangenheit

Zu den Autoren, die sich an der Gemeinschaftslesung im „Alles-wird-schön“ am 21. März beteiligten und damit die SuedLese 2017 eröffneten, gehörte auch Hildegard Schaefer. Ihre Geschichte handelte von einer Frau, die sich spontan “Arme Ritter” wünscht und das zu einer außergewöhnlichen Begegnung führt.

Wie kam es zu der Wahl deines Beitrages zur Suedlese?

Vor einiger Zeit hatte ich PC-Probleme und verlor eine Menge gespeicherter Texte. Da ich das als Wink von oben verstand – und sehr schnell tippen kann – begann ich, meine (zum Glück) ausgedruckten Kurzgeschichten zu überarbeiten. Als ich „Kleine Welt“ zur Diskussion stellte, bekam ich Feedback, das wäre doch ein Text zum Thema.

Dein Schreibstil ist lebendig, u. a. durch glaubwürdige Dialoge. Hörst du Stimmen oder denkst du dir solche Szenen aus?

Ich kann mir Szenen zu einem Thema vorstellen: wie Leute miteinander reden, wo das Konfliktpotential liegt, was alles passieren kann. Das lässt bei mir einen Flow im Kopf entstehen, denn es gibt unendliche Möglichkeiten. Zur Ruhe komme ich dann, wenn ich auswähle und lostippe. Dann gibt es kein Zurück mehr. Dann ist die Kuh vom Eis, der Drops gelutscht usw.

Ist bei dir alles frei erfunden oder greifst du auf eigene Erlebnisse zurück?

Wie viele eigene Erlebnisse ich in meine Texte einfließen lasse, ist unterschiedlich. Maximal 5 % sind es. Meistens schüttele ich etwas aus dem Ärmel – das bringt mehr Spaß. Es sei denn, zu dem gestellten Thema fällt mir ein eigenes Erlebnis ein. Dann halte ich mich ziemlich genau an der Wahrheit.

Schreibst du ausschließlich Kurzgeschichten?

Bislang ja. In Wilfrieds Blog habe ich einen Versuch gestartet, aus mehreren Kurzgeschichten einen Roman zu machen. Wenn das Thema schräge Mystik berührt, dann fallen mir viele Episoden dazu ein und ich könnte einen Roman schreiben. Ich werde das auch eines Tages machen…

Gibt es eine Geschichte, auf die du besonders stolz bist?

Da fällt mir „Leonardos Alien“ ein, die hing bald ein Jahr an der Tür zum AWS Treff. Anscheinend als abschreckendes Beispiel, denn seitdem wurde nichts mehr hingehängt. Ich habe die Geschichte geträumt und als Ausnahme von der Regel das meiste übernommen. Zwischen den Zeilen habe ich die Schöpfungsgeschichte verändert nach dem Motto: so könnte es auch gewesen sein, die Sache mit dem Apfel im Paradies…

Welches Buch hat dich als Kind am meisten beeindruckt?

Mit fünf Jahren hatte ich einen längeren Krankenhausaufenthalt. Ich kam nach Hause und konnte lesen. Mein älterer Bruder kaufte sich Comics, Bücher hatten wir keine. Das änderte sich, als ich mich als Leseratte entpuppte. Ich verschlang Geschichten über Tiere wie „Timba“ und „Flucht durchs wilde Kurdistan“ und Groschenhefte jeder Art. Bei den Science Fiction Romanen bin ich bis heute hängengeblieben.

Wann hast du angefangen, selber zu schreiben? Hast du deine ersten Versuche aufbewahrt?

In der Pubertät. Ich war ein Tagträumer und dachte mir die Welt schön. Das nicht so Schöne schrieb ich mir von der Seele. Anschließend zeriss ich es, damit es meinen Eltern nicht in die Hände fiel.

Welche Art Lektüre schätzt du heutzutage am meisten? Welche Elemente sollte sie enthalten?

Science Fiction. Gern etwas Mystik. Sie sollte mich mitnehmen in eine Welt jenseits der Realität.

Gibt es Stoff, der dich reizen würde, aber an den du dich (noch) nicht herantraust?

„Die L-Gruppierung“ weiterzuschreiben: Jede Gruppe paranormaler Jugendlicher bekommt einen Buchstaben in einer „geschützten“ schulischen Einrichtung, erst die mit dem „L“ decken das Verschwinden der anderen Gruppen auf und den Plan, der dahintersteckt. Jemand sagte mir, bei den X-Men wäre es ähnlich, das hat mich gebremst wegen des Plagiatverdachts.

Das stelle ich mir außerordentlich ärgerlich vor: Wenn man sich etwas selber ausgedacht hat und dann feststellen muss, dass parallel noch jemand auf die Idee kam. Ich hoffe sehr, dass dir niemand mehr in die Quere kommt, damit du aus dem Vollen deiner Fantasie schöpfen kannst! Wir freuen uns auf deine nächsten spannenden Geschichten.