Month: November 2017 (Page 1 of 2)

Obwohl sie nichts wussten VI

(Dieser Text wurde Ihnen übersetzt und zur Verfügung gestellt durch Speech Unlimited Cooperation (SUC):  DEM intergalaktischen Übersetzungsprogramm)

Kratuk wusste nicht welche seiner zahlreichen Körperöffnungen er zuerst stabilisieren sollte. Überall trat massenweise Freudesekret hervor.

Endlich, endlich hatten sie es geschafft. Die Hetzer des interstellaren Aufsichtsrates, die sich nach monatelangem Sägen an seinem Stuhl auf der Zielgerade wähnten, mussten bei diesem Ergebnis klein beigeben.

Es war ein Triumph, eine Offenbarung.

Niemals wieder würden diese Minimalhirne gegen ihn opponieren können.

Kratuk, dem unerschrockenen Intergalaktator, und seinen nicht minder skrupellosen Kameraden war es nicht nur gelungen, diese seltsame Steinformation, die von schäumenden  H2O umgeben war, zu entdecken, sondern auch noch drei passende Biohüllen, mit deren Hilfe sie dieser seltsamen Spezies, die mit irrsinniger Begeisterung ihrem eigenen Untergang entgegenstrebte, auf den Grund gehen konnten.

Nun kann nichts mehr schief gehen, sagte Kratuk zu sich selbst und drehte den, in seinen Körperschutz implantieren Schalter, der die Zufuhr von gegorener Flüssigkeit regelte, auf Maximalaufnahme.

Erst als sich nach hundert Groben (Entspricht etwa zwanzig Litern)  Kratuks Systeme im Ruhemodus befanden, bemerkte der Kommandant den von Angstsekret durchnässten Astrologiker Schmorok, der wimmernd unter seinem Kommandanten-Stuhl kauerte.

„Rabo“ brüllte Kratuk, woraufhin der Astrologiker Haltung annahm.

„RAPPORT“

„Oh großer I“ keuchte der Astrologiker. „Ich befürchte dass die Biohüllen kurz davor sind, sich unserem Einfluss zu entziehen.“

„Waaas?“ Kratuk war außer sich. „Aktion, oder ich pulverisiere dich!!“

 

Obwohl sie nichts wussten, Teil V

Katharina war bereits mit Jan im Schlepptau auf dem Weg zur Tür, als sie Hajo vor dem Fenster wild gestikulieren sah. Sie eilten nach draußen und sahen es auch: Das bläuliche Licht, das schnurgerade von oben nach unten wie durch einen Türspalt fiel und sich langsam von links nach rechts tastete. Sie hatte gehofft, ihnen würde mehr Zeit bleiben, um den Tunnel zu finden, der sie selbst vor der Ortung bewahren und ihr einen weiteren Vorsprung verschaffen könnte.

Doch der Strich in der Landschaft ließ vermuten, dass die Insel in diesem Moment gescannt wurde. Die Auswertung würde ihren Verfolgern gewiss die exakten Koordinaten ihres Standortes liefern und die Suche nach ihr beschleunigen. Wie zum Teufel sollte sie so schnell einen Ausweg finden, der sie von hier wegbrachte??!

Sie fröstelte. War es die Angst oder die Kälte der Nacht? Sie versuchte, klar zu denken, doch es gelang ihr nicht. In heller Aufregung stürzten die drei hinaus in die Finsternis, die ihnen kaum Schutz bieten würde, und wurden innerhalb kürzester Zeit von der Dunkelheit verschluckt.

 

Obwohl sie nichts wussten, Teil IV

Sie stapften los. Als Katharina und Hajo den Anleger passierten, hing das Willkommensschild schief im Wind. Knack machte es und brach in der Mitte entzwei.

„Wer will jetzt schon auf unsere Insel kommen?“, fuhr es Katharina durch den Kopf. Zum Glück hatte der Regen nachgelassen.  Sie steuerten geradewegs auf den Deichkrug zu. Katharina vermutete Jan hier. Das Licht der Kneipe – mit den besten Bratheringen ever – sandte wohlige Wärme aus. Jan trank hier gern nach seiner Arbeit im Naturschutzreservat sein „Störtebecker“. Sie wischte mit ihrem Ärmelrevers die  Tropfen von der  Scheibe. Ihre Augen suchten den Raum ab.

„Jan ist da.“ Sein strohig blondes Haar stand zu Berge. „ Hajo warte, ich hole ihn, seinen Peilsender werden wir noch brauchen können.“ Ihre Miene hellte sich für eine Sekunde auf. Hajo starrte in die kalte, sternenlose Nacht, die undurchdringlich vor ihm lag, als sie sich plötzlich wie durch Messers Schneide vor ihm in zwei Hälften teilte. Was war das? Ist das etwa schon der Zugang …?

Zeugnis eines Außenseiters – Ein Interview mit dem Autor

Kürzlich bei awsLiteratur veröffentlicht: „Zeugnis eines Außenseiters“ von Klaus von Hollen.

Aus der Ich-Perspektive erzählt er die Geschichte von Paul. Eine Geschichte enttäuschter Hoffnungen und bitterböser Erfahrungen. Aber auch eine Geschichte der Auflehnung und Selbstbehauptung. Allen Widrigkeiten zum Trotz rettet er sich mit Sarkasmus und anderen Mitteln über die Runden.

Ich traf Klaus, um mehr zu erfahren.

Erst einmal Gratulation zu deinem Roman-Debüt. Was war dein Grundmotiv?

Ich denke oft an die Erlebnisse meiner Kindheit und Jugend zurück. Dadurch entstand die Idee, sie in Form einer Geschichte niederzuschreiben. Dass daraus ein Roman werden würde, hätte ich anfangs nicht geglaubt.

Fiel es dir leicht, die Charaktere deiner Figuren zu entwerfen, ihnen ein Gesicht zu geben, eine Stimme, eine Biografie?

Paul enthält natürlich viele Facetten meiner Persönlichkeit. Ich lasse ihn Episoden erleben, die mir im wahren Leben widerfahren sind. Das Verhältnis von Paul zu seinem Vater ähnelt  der realen Beziehung zu meinem Vater, die eher korrekt als herzlich war. Natürlich war mein Vater kein charakterloser Mistkerl wie Rudolf Lohmann. Die Person Jackie spiegelt meine damalige Sehnsucht nach einer Vertrauensperson, mit  der man über alles reden kann, wider. Die restlichen Personen sind frei erfunden.

Dein Protagonist Paul ist eine vielschichtige Persönlichkeit. Welche Facette wolltest du besonders betonen?

Ich habe mir da keine Schwerpunkte gesetzt.

Die Frustration und den aufgestauten Groll von Paul bringst du mit einer Sprache zum Ausdruck, die deiner Figur viel Authentizität verleiht, für Leser*innen allerdings nicht leicht zu verdauen sein dürfte. Glaubst du, sie verstehen dieses Stilmittel?

Warum sollten die Leser*innen das nicht verstehen? Ich schreibe nicht gekünstelt, sondern so wie mir der Schnabel gewachsen ist und Pauls frustrierende Erlebnisse sind alles andere als einzigartig.

Dass Verbitterung ein Rachemotiv ist und ein Gewaltpotential bei Paul spürbar ist, macht den Roman spannend. Doch du führst die Leser*innen ein wenig an der Nase herum. Oder irre ich mich? Jedenfalls ging es mir so, dass es mehrmals anders kam als gedacht.

Ich finde es gut, wenn ein Buch viele überraschende Wendungen hat. Nichts ist langweiliger als Vorhersehbarkeit oder ein Happy End.

Belassen wir es erst einmal dabei. Die Leser*innen können sich selbst ein Bild von dem Außenseiter machen.

Ich würde gerne noch ein paar allgemeine Fragen stellen. Zum Beispiel, ob du in das berüchtigte Loch gefallen bist, nachdem der Roman in Druck gegangen ist? Viele Autoren berichten, dass sie sich nach Beendigung eines Projektes erst einmal leer fühlten, als würden sie nie wieder etwas zu Papier bringen. Oder arbeitest du bereits an einem neuen Buch?

Ich habe keine konkreten Pläne für ein neues Buch und schreibe zurzeit so gut wie gar nicht. Wenn es irgendwann wieder losgeht, werde ich mich der Überarbeitung älterer Texte widmen.

Welche Themen interessieren dich, welches Genre bevorzugst du?

Ich habe in der Hinsicht keine Schwerpunkte. Mir gefallen schräge Geschichten mit schwarzem und anarchischem Humor.

Hast du eine Schreibroutine oder wartest du auf den richtigen Moment und legst dann los?

Es wäre vielleicht hilfreich, die Schreiberei in einen festen zeitlichen Rhythmus zu bringen. Viele Autoren berichten ja, dass ihnen nur auf diese Weise die Ideen kommen. Mir fällt es sehr schwer, mich ohne Plan vor einen weißen Bildschirm zu setzen. Das liegt wahrscheinlich an meiner Ungeduld und meiner niedrigen Frustrationstoleranz.

Gibt es jemanden, dem du deine Texte zeigst, bevor sie fertig sind bzw. holst du andere Meinungen ein? Oder verlässt du dich lieber auf dein eigenes Urteil?

Ich trage meine Werke hin und wieder den Mitgliedern der Schreibwerkstatt in Hamburg-Heimfeld vor, setze Änderungsvorschläge aber nur um, wenn mein Bauch „ja“ dazu sagt.

Gibt es einen Tipp, den du anderen Autoren geben kannst, wenn sie in einer Geschichte feststecken?

Man kann seine Schwierigkeiten mit anderen Autoren diskutieren. Ansonsten habe ich keine Idee, wie man Knoten im Kopf auflösen könnte. Andenfalls würde ich wesentlich mehr schreiben.

Lieber Klaus, Danke, dass du uns Rede und Antwort gestanden hast. Viel Erfolg mit dem Verkauf deines Buches und Freude am Schreiben weiterer Werke!

 

  • Zeugnis eines Außenseiters, Klaus von Hollen,
    1. Auflage, 236 Seiten, ISBN 978-3-947051-01-4, Preis: 9,- EUR
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Obwohl sie nichts wussten, Teil III

Wieviel Zeit mochte sie noch haben? Ihre Verfolger würden keine Gnade kennen. Doch konnte sie es ihnen verdenken? Es war nicht richtig, dass ein einzelner Mensch eine derartige Macht in seinen Händen hielt, wie sie jetzt. Doch was geschehen war, war geschehen. Ein Zurück gab es nicht mehr.

Sie riss sich aus ihren Gedanken, zog ihre ausgetretenen Wanderstiefel an und warf sich den alten Ostfriesennerz ihres Vaters über.  Mit ihrem gepackten Rucksack auf den Schultern verließ sie das Haus.

„Da bist du ja endlich.“

Hajo wartete draußen im Regen stehend und zog an seiner Pfeife. Katharina lächelte ihm müde zu.

„Es ist nicht leicht von seinem bisherigen Leben Abschied zu nehmen.“

Ihr alter Patenonkel nickte schweigend. Von seinem weißen Bart rannen Tropfen herunter. Doch das störte dieses Insulaner Urgestein nicht. Der Wind peitschte ihnen ins Gesicht, während sie wortlos davon marschierten.  Die Nacht war angebrochen.  Und wieder kehrten die Bilder der letzten Tage zurück. An dem einen Tag befindet man sich noch in einem ganz normalen Leben, ärgert sich über einen langweiligen Job, nervende Kollegen und immer wiederkehrende Routine. Man macht sich Gedanken über Bausparverträge, Rente und wo vielleicht der nächste Urlaub hingehen soll, und im nächsten Moment, hat all dies keine Bedeutung mehr.