Author: Sonja Alphonso (Page 2 of 3)

Obwohl sie nichts wussten, Teil V

Katharina war bereits mit Jan im Schlepptau auf dem Weg zur Tür, als sie Hajo vor dem Fenster wild gestikulieren sah. Sie eilten nach draußen und sahen es auch: Das bläuliche Licht, das schnurgerade von oben nach unten wie durch einen Türspalt fiel und sich langsam von links nach rechts tastete. Sie hatte gehofft, ihnen würde mehr Zeit bleiben, um den Tunnel zu finden, der sie selbst vor der Ortung bewahren und ihr einen weiteren Vorsprung verschaffen könnte.

Doch der Strich in der Landschaft ließ vermuten, dass die Insel in diesem Moment gescannt wurde. Die Auswertung würde ihren Verfolgern gewiss die exakten Koordinaten ihres Standortes liefern und die Suche nach ihr beschleunigen. Wie zum Teufel sollte sie so schnell einen Ausweg finden, der sie von hier wegbrachte??!

Sie fröstelte. War es die Angst oder die Kälte der Nacht? Sie versuchte, klar zu denken, doch es gelang ihr nicht. In heller Aufregung stürzten die drei hinaus in die Finsternis, die ihnen kaum Schutz bieten würde, und wurden innerhalb kürzester Zeit von der Dunkelheit verschluckt.

 

Zeugnis eines Außenseiters – Ein Interview mit dem Autor

Kürzlich bei awsLiteratur veröffentlicht: „Zeugnis eines Außenseiters“ von Klaus von Hollen.

Aus der Ich-Perspektive erzählt er die Geschichte von Paul. Eine Geschichte enttäuschter Hoffnungen und bitterböser Erfahrungen. Aber auch eine Geschichte der Auflehnung und Selbstbehauptung. Allen Widrigkeiten zum Trotz rettet er sich mit Sarkasmus und anderen Mitteln über die Runden.

Ich traf Klaus, um mehr zu erfahren.

Erst einmal Gratulation zu deinem Roman-Debüt. Was war dein Grundmotiv?

Ich denke oft an die Erlebnisse meiner Kindheit und Jugend zurück. Dadurch entstand die Idee, sie in Form einer Geschichte niederzuschreiben. Dass daraus ein Roman werden würde, hätte ich anfangs nicht geglaubt.

Fiel es dir leicht, die Charaktere deiner Figuren zu entwerfen, ihnen ein Gesicht zu geben, eine Stimme, eine Biografie?

Paul enthält natürlich viele Facetten meiner Persönlichkeit. Ich lasse ihn Episoden erleben, die mir im wahren Leben widerfahren sind. Das Verhältnis von Paul zu seinem Vater ähnelt  der realen Beziehung zu meinem Vater, die eher korrekt als herzlich war. Natürlich war mein Vater kein charakterloser Mistkerl wie Rudolf Lohmann. Die Person Jackie spiegelt meine damalige Sehnsucht nach einer Vertrauensperson, mit  der man über alles reden kann, wider. Die restlichen Personen sind frei erfunden.

Dein Protagonist Paul ist eine vielschichtige Persönlichkeit. Welche Facette wolltest du besonders betonen?

Ich habe mir da keine Schwerpunkte gesetzt.

Die Frustration und den aufgestauten Groll von Paul bringst du mit einer Sprache zum Ausdruck, die deiner Figur viel Authentizität verleiht, für Leser*innen allerdings nicht leicht zu verdauen sein dürfte. Glaubst du, sie verstehen dieses Stilmittel?

Warum sollten die Leser*innen das nicht verstehen? Ich schreibe nicht gekünstelt, sondern so wie mir der Schnabel gewachsen ist und Pauls frustrierende Erlebnisse sind alles andere als einzigartig.

Dass Verbitterung ein Rachemotiv ist und ein Gewaltpotential bei Paul spürbar ist, macht den Roman spannend. Doch du führst die Leser*innen ein wenig an der Nase herum. Oder irre ich mich? Jedenfalls ging es mir so, dass es mehrmals anders kam als gedacht.

Ich finde es gut, wenn ein Buch viele überraschende Wendungen hat. Nichts ist langweiliger als Vorhersehbarkeit oder ein Happy End.

Belassen wir es erst einmal dabei. Die Leser*innen können sich selbst ein Bild von dem Außenseiter machen.

Ich würde gerne noch ein paar allgemeine Fragen stellen. Zum Beispiel, ob du in das berüchtigte Loch gefallen bist, nachdem der Roman in Druck gegangen ist? Viele Autoren berichten, dass sie sich nach Beendigung eines Projektes erst einmal leer fühlten, als würden sie nie wieder etwas zu Papier bringen. Oder arbeitest du bereits an einem neuen Buch?

Ich habe keine konkreten Pläne für ein neues Buch und schreibe zurzeit so gut wie gar nicht. Wenn es irgendwann wieder losgeht, werde ich mich der Überarbeitung älterer Texte widmen.

Welche Themen interessieren dich, welches Genre bevorzugst du?

Ich habe in der Hinsicht keine Schwerpunkte. Mir gefallen schräge Geschichten mit schwarzem und anarchischem Humor.

Hast du eine Schreibroutine oder wartest du auf den richtigen Moment und legst dann los?

Es wäre vielleicht hilfreich, die Schreiberei in einen festen zeitlichen Rhythmus zu bringen. Viele Autoren berichten ja, dass ihnen nur auf diese Weise die Ideen kommen. Mir fällt es sehr schwer, mich ohne Plan vor einen weißen Bildschirm zu setzen. Das liegt wahrscheinlich an meiner Ungeduld und meiner niedrigen Frustrationstoleranz.

Gibt es jemanden, dem du deine Texte zeigst, bevor sie fertig sind bzw. holst du andere Meinungen ein? Oder verlässt du dich lieber auf dein eigenes Urteil?

Ich trage meine Werke hin und wieder den Mitgliedern der Schreibwerkstatt in Hamburg-Heimfeld vor, setze Änderungsvorschläge aber nur um, wenn mein Bauch „ja“ dazu sagt.

Gibt es einen Tipp, den du anderen Autoren geben kannst, wenn sie in einer Geschichte feststecken?

Man kann seine Schwierigkeiten mit anderen Autoren diskutieren. Ansonsten habe ich keine Idee, wie man Knoten im Kopf auflösen könnte. Andenfalls würde ich wesentlich mehr schreiben.

Lieber Klaus, Danke, dass du uns Rede und Antwort gestanden hast. Viel Erfolg mit dem Verkauf deines Buches und Freude am Schreiben weiterer Werke!

 

  • Zeugnis eines Außenseiters, Klaus von Hollen,
    1. Auflage, 236 Seiten, ISBN 978-3-947051-01-4, Preis: 9,- EUR
  • Bestellen Sie das Buch ohne zuzügliche Versandkosten vom Autor direkt per E-Mail für ein handsigniertes Exemplar!
  • E-Book bei Amazon: Zeugnis eines Außenseiters
  • Bestellungen im Handel bitte immer mit Angabe der ISBN.

 

Obwohl sie nichts wussten, Teil I

Der Beginn einer Geschichte.

Tannen hatten mit dramatischer Geste vor dem heranziehenden Sturm gewarnt. Das drei Tage währende Getöse des Tiefausläufers über Norddeutschland hatte nicht nur erbarmungslos Blätter von den Bäumen gerissen, zu Boden schleudert und durch die Straßen getrieben. Äste hatten unter gebrechlichem Knarren und Knacken dem zornigen Wind nachgegeben, der wütend die eine oder andere Tür hinter sich zugeschlagen hatte. Alle Bäume bogen sich, manche brachen.

Doch nun beruhigte sich das Wetter langsam wieder. Katharina saß wie betäubt auf dem Küchenstuhl und lauschte dem stetigen Geräusch des Regens. Ein Regen, der nicht prasselte, sondern zu knistern schien.

Katharina fühlte sich wie leer. Nur eine einzelne Frage hielt ihre Gedanken auf Trab. Sie drehten in ihrem Kopf  eine Runde nach der nächsten, ohne zum Ziel zu gelangen.  Wie um alles in der Welt hatte sie in diesen Schlamassel hineingeraten können?

Ankündigung

Bei unserer letzten Team-Tagung kam die Idee auf, eine Fortsetzungsgeschichte zu schreiben. Sie soll einerseits gemeinschaftlich entstehen, andererseits uns Autoren den Raum bieten, eigene Einfälle einzubringen und dem persönlichen Stil treu zu bleiben. Es gibt also weder einen festgelegten Handlungsstrang noch einen Plot.

Eine Person fängt an zu schreiben und gibt die Spinnspule dann weiter. Der zuvor geschriebene Text bietet jeweils die Vorlage zur Fortführung der Geschichte. Das bietet die Möglichkeit für spannende Ko-Kreation.

Und es mag nicht nur uns Autoren von awsLiteratur inspirieren und herausfordern, sondern auch die Fantasie der Leser beflügeln. Wer weiß, vielleicht verführt das Kopfkino dazu, selber mitzuspinnen oder gar mit dem Schreiben anzufangen.

Am Wochenende soll es losgehen.

 

mittellos

Was für ein erbärmliches Bild! Seit langer, langer Zeit beobachte ich, wie K. sich mehr schlecht als recht durchschlägt. Im Grunde ist sie eine stolze Erscheinung mit vielen Facetten, attraktiv und intelligent. Das kann ich kaum in Einklang bringen mit dem Image einer Bedürftigen.

Ich frage mich oft, woher sie die Kraft nimmt, so ambitioniert aufzutreten, und das bei all den frustrierenden Erfahrungen, die sie macht. Manchmal steht sie tatsächlich still und stumm in einer Nische herum, kaum beachtet von denen, die an ihr vorübereilen. Dann wieder spricht sie mutig Passanten an und bittet um eine Spende. In den seltensten Fällen gibt jemand etwas und wenn, dann eher wenig. Kaum jemand scheint sich vorstellen zu können, dass das Geld bei K. gut aufgehoben und angelegt ist.

Ach, Ihr wisst nicht, wer K. ist?

Die Kultur natürlich. Jeder kennt sie, man mag sie, nur kosten darf sie nichts. Für öffentliche Auftritte zeigt man sich an ihrer Seite, wohlwollend, händeschüttelnd und in die Kamera lächelnd. Nach der Veranstaltung wird K. jedoch schnell wieder fallen gelassen. Wenn der Hut rumgeht, zerstreut sich das Interesse und die Politik hat Wichtigeres zu tun.

Kulturschaffende scheinen extrem fragwürdig zu sein. Um sich förderungswürdig zu erweisen, müssen sie nachweisen, dass sie genau jenem höheren Zweck dienen, der gerade angesagt wird. Wer dann nicht am richtigen Thema arbeitet, hat es sich selber zuzuschreiben. Künstlerische Freiheit bekommt kaum Vertrauen, sondern wird erfahrungsgemäß an einer besonders kurzen Leine Gassi geführt.

Es ist leider immer das gleiche Theater mit den Etats bzw. denjenigen, die die Gelder verwalten. Die Kultur sieht sich wie manche Obdachlose den abschätzigen Blicken einer Gesellschaft ausgesetzt, die ihr Geld lieber in die Konsumtempel trägt und es als Belästigung empfindet, wenn jemand am Rande die Hand aufhält. Der möge sich doch bitte selber helfen!

Das macht die bedürftige K., aber es reicht eben hinten und vorne nicht. Sie lebt von der Hand in den Mund und muss oft hungrig ins Bett gehen. Regelmäßige Zuwendungen würden helfen, damit ihre Existenz gesichert ist.

Es braucht Klarheit statt Klippen. Ich sehe hier eine extreme Schieflage bei der Verteilung der Mittel aus öffentlicher Hand.

Dabei werden diese benötigt, um beispielsweise Veranstaltungen wie die SuedLese auf die Beine stellen zu können. Das Leben dieses Formats hängt am seidenen Faden, wenn es uns nicht mit vereinten Kräften gelingt, genügend Geldgeber aufzutreiben, damit die Kosten gedeckt sind. In welcher Form auch immer: lasst den Hut rumgehen!

Eine der Möglichkeiten wurde schon vorgestellt, nämlich durch Stimmabgabe eine Spende erwirken.

http://www.sued-kultur.de/tiefgang/mitmachen-fuer-die-suedlese-tage-18/

Oder: Bei Online-Einkäufen über folgenden Link zum Anbieter gehen 5% der Kaufsumme an Suedkultur – ohne Mehrkosten.

https://einkaufen.gooding.de/suedkultur-68511

Wer weitere Kampagnen kennt, möge sich sehr gerne melden und auch bei der Verbreitung helfen.