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mittellos

Was für ein erbärmliches Bild! Seit langer, langer Zeit beobachte ich, wie K. sich mehr schlecht als recht durchschlägt. Im Grunde ist sie eine stolze Erscheinung mit vielen Facetten, attraktiv und intelligent. Das kann ich kaum in Einklang bringen mit dem Image einer Bedürftigen.

Ich frage mich oft, woher sie die Kraft nimmt, so ambitioniert aufzutreten, und das bei all den frustrierenden Erfahrungen, die sie macht. Manchmal steht sie tatsächlich still und stumm in einer Nische herum, kaum beachtet von denen, die an ihr vorübereilen. Dann wieder spricht sie mutig Passanten an und bittet um eine Spende. In den seltensten Fällen gibt jemand etwas und wenn, dann eher wenig. Kaum jemand scheint sich vorstellen zu können, dass das Geld bei K. gut aufgehoben und angelegt ist.

Ach, Ihr wisst nicht, wer K. ist?

Die Kultur natürlich. Jeder kennt sie, man mag sie, nur kosten darf sie nichts. Für öffentliche Auftritte zeigt man sich an ihrer Seite, wohlwollend, händeschüttelnd und in die Kamera lächelnd. Nach der Veranstaltung wird K. jedoch schnell wieder fallen gelassen. Wenn der Hut rumgeht, zerstreut sich das Interesse und die Politik hat Wichtigeres zu tun.

Kulturschaffende scheinen extrem fragwürdig zu sein. Um sich förderungswürdig zu erweisen, müssen sie nachweisen, dass sie genau jenem höheren Zweck dienen, der gerade angesagt wird. Wer dann nicht am richtigen Thema arbeitet, hat es sich selber zuzuschreiben. Künstlerische Freiheit bekommt kaum Vertrauen, sondern wird erfahrungsgemäß an einer besonders kurzen Leine Gassi geführt.

Es ist leider immer das gleiche Theater mit den Etats bzw. denjenigen, die die Gelder verwalten. Die Kultur sieht sich wie manche Obdachlose den abschätzigen Blicken einer Gesellschaft ausgesetzt, die ihr Geld lieber in die Konsumtempel trägt und es als Belästigung empfindet, wenn jemand am Rande die Hand aufhält. Der möge sich doch bitte selber helfen!

Das macht die bedürftige K., aber es reicht eben hinten und vorne nicht. Sie lebt von der Hand in den Mund und muss oft hungrig ins Bett gehen. Regelmäßige Zuwendungen würden helfen, damit ihre Existenz gesichert ist.

Es braucht Klarheit statt Klippen. Ich sehe hier eine extreme Schieflage bei der Verteilung der Mittel aus öffentlicher Hand.

Dabei werden diese benötigt, um beispielsweise Veranstaltungen wie die SuedLese auf die Beine stellen zu können. Das Leben dieses Formats hängt am seidenen Faden, wenn es uns nicht mit vereinten Kräften gelingt, genügend Geldgeber aufzutreiben, damit die Kosten gedeckt sind. In welcher Form auch immer: lasst den Hut rumgehen!

Eine der Möglichkeiten wurde schon vorgestellt, nämlich durch Stimmabgabe eine Spende erwirken.

http://www.sued-kultur.de/tiefgang/mitmachen-fuer-die-suedlese-tage-18/

Oder: Bei Online-Einkäufen über folgenden Link zum Anbieter gehen 5% der Kaufsumme an Suedkultur – ohne Mehrkosten.

https://einkaufen.gooding.de/suedkultur-68511

Wer weitere Kampagnen kennt, möge sich sehr gerne melden und auch bei der Verbreitung helfen.

 

 

 

 

Suedlese 2018 – Deine Stimme zählt!

Auch 2018 soll wieder die Suedlese stattfinden, jene knapp vier Wochen laufende Lesungsreihe im Süden Hamburgs. Es wäre das dritte Mal. Doch wie es bei solchen Kulturveranstaltungen immer ist: die Finanzierung ist kein Selbstgänger.

Worum es bei der Suedlese geht, ist sehr schön in dem unten gezeigten Fernsehbeitrag zu sehen. Um im kommenden Jahr eine solche Veranstaltung auf die Beine zu stellen, ist ein gemeinschaftlicher Kraftakt notwendig.

Ich zitiere Heiko Langanke von Südkultur:

„Die IngDiBa hat gerade den Wettbewerb für „Dein Verein“ ausgeschrieben. Kerstin Brockmann (Schreibwerkstatt) und ich sind derzeit dabei, irgendwie Geld für die kommende SuedLese im April 2018 zusammen zu bekommen. Da ist das eine gute Gelegenheit. Denn es ist ganz einfach. Diese Website aufrufen,

https://www.ing-diba.de/verein/app/club/societydetails/b0114717-1a92-4a6c-bfc5-8c58f775ce5c

dann per Handynummer Code anfordern. Der kommt dann per SMS und wird wieder auf der website eingegeben. Und wenn es viele tun, gibt´s 1.000,- €.”

Insofern auch von unserer Seite die Bitte, euch an der Abstimmung zu beteiligen. Ein Sponsoring von 1000,- € wäre schon ein solider Anfang auf der Einnahmeseite. Es ist für eine gute Sache und kostet nicht mehr als vielleicht eine halbe Minute Lebenszeit, um einen SMS-Code anzufordern und diesen auf der Seite zwecks Abstimmung einzugeben.

Fernsehbeitrag zur Suedlese 2016

Bei der Suedlese 2016 war sogar das Fernsehen anwesend und hat einen interessanten Beitrag gemacht, der eine Veranstaltungen  zeigt:

 

Selbstgespräch

INTERVIEW von und mit Sonja Alphonso

Nachdem ich mit mehreren Autoren Interviews führte, will ich mir heute selber Rede und Antwort stehen. Wenn ich mich frage, wie ich eigentlich zum Schreiben kam, würde ich behaupten, wie die Jungfrau zum Kinde. Oder anders gesagt: Ich habe nicht geahnt, was eines Tages aus einem jahrzehntelangen Dornröschenschlaf erwachen würde.

Dass ich Bücher sehr schätze, war mir klar, aber ich habe halt immer nur gelesen, bis ich dann unerwartet von der Lese- zur Schreibratte mutierte. Über den Anlass bewahre ich hier aus Diskretion mir selbst gegenüber Stillschweigen. Aber ich freue mich sehr über die Ergebnisse dieser Veränderung zum Positiven, denn ich fand zwischen meinen geschriebenen Zeilen meinen Humor.

Obligatorische Fragen:

Welche Geschichten mochte ich als Kind?

Ich hatte schon immer ein Faible für Figuren, die sehr unterschiedlich sind, aber gut zusammenspielen: Susi und Strolchi, Tom Sawyer und Hucki,  Rothäute und bleichgesichtige Blutsbrüder. Diese ungleichen Paare bilden einen schönen Kontrast und  harmonieren doch miteinander, weil sie unterschiedliche Charaktere oder Kulturen unter einen Hut bringen.

Knüpfe ich daran an und denke ich mir ähnliche Geschichten aus?

Hm, ja und nein. Ja, weil ich es versuche bzw. einige Vorstellungen davon habe, was ich selber interessant finde. Beispielsweise spricht es mich an, wenn eine persönliche Entwicklung oder gar Bewusstseinserweiterung stattfindet.

Nein, weil ich kaum Fantasie habe. Dass ich kreativ bin, ist kein Widerspruch. Ich gestalte unglaublich gerne, aber es fällt mir relativ schwer, mir etwas auszudenken. Deshalb sind Kurzgeschichten oder gar Romane für mich eine enorme Herausforderung, der ich mich noch nicht wirklich gewachsen fühle. Ich habe zwar etwas in Arbeit, aber es bleibt nach kurzen Schreibschüben immer ziemlich lange liegen, weil ich mich spontan für anderes entscheide.

Und das wäre?

Zuallererst mein Blog www.see-me.online. Der ist mein Ein und Alles. Der spricht Bände über meine Vorlieben: Bildersprache und Sprachbilder. Ich bin ein visueller Mensch und liebe Poesie. Beides zusammenzubringen, bringt mir großes Glück. Ich fühle mich dort ganz frei, mich zu besinnen, Gedanken und Gefühle kreativ zum Ausdruck zu bringen und meiner Seele Flügel zu verleihen.

An zweiter Stelle kommen die Kolumnen mit TIEFGANG, dem Online-Feuilleton von SuedKultur. Dort schreibe ich im Wort-Reich unter dem Pseudonym Sophie Selbst-Zweifel. Sophie, weil ich gerne philosophiere, der Nachname steht für mein ambivalentes Selbstbewusstsein.

Was sind meine Themen?

Menschliche, psychologische und am Rande auch politisch-gesellschaftliche.

Wäre ich gerne Reporterin?

Als Beruf auf keinen Fall! Journalisten werden meines Wissens oft an Unglücksorte geschickt und auf düstere Schlagzeilen angesetzt. Das wäre nicht mein Fall. Aber privat bin ich sehr gerne Berichterstatterin. Ich habe ein großes Mitteilungsbedürfnis, was und wie ich alles um mich herum erlebe.

Vielen Dank für das Selbstgespräch!

Immer wieder gerne! Ich schätze die Reflexion und den persönlichen Austausch.

Rückblick in die Vergangenheit

Zu den Autoren, die sich an der Gemeinschaftslesung im „Alles-wird-schön“ am 21. März beteiligten und damit die SuedLese 2017 eröffneten, gehörte auch Hildegard Schaefer. Ihre Geschichte handelte von einer Frau, die sich spontan “Arme Ritter” wünscht und das zu einer außergewöhnlichen Begegnung führt.

Wie kam es zu der Wahl deines Beitrages zur Suedlese?

Vor einiger Zeit hatte ich PC-Probleme und verlor eine Menge gespeicherter Texte. Da ich das als Wink von oben verstand – und sehr schnell tippen kann – begann ich, meine (zum Glück) ausgedruckten Kurzgeschichten zu überarbeiten. Als ich „Kleine Welt“ zur Diskussion stellte, bekam ich Feedback, das wäre doch ein Text zum Thema.

Dein Schreibstil ist lebendig, u. a. durch glaubwürdige Dialoge. Hörst du Stimmen oder denkst du dir solche Szenen aus?

Ich kann mir Szenen zu einem Thema vorstellen: wie Leute miteinander reden, wo das Konfliktpotential liegt, was alles passieren kann. Das lässt bei mir einen Flow im Kopf entstehen, denn es gibt unendliche Möglichkeiten. Zur Ruhe komme ich dann, wenn ich auswähle und lostippe. Dann gibt es kein Zurück mehr. Dann ist die Kuh vom Eis, der Drops gelutscht usw.

Ist bei dir alles frei erfunden oder greifst du auf eigene Erlebnisse zurück?

Wie viele eigene Erlebnisse ich in meine Texte einfließen lasse, ist unterschiedlich. Maximal 5 % sind es. Meistens schüttele ich etwas aus dem Ärmel – das bringt mehr Spaß. Es sei denn, zu dem gestellten Thema fällt mir ein eigenes Erlebnis ein. Dann halte ich mich ziemlich genau an der Wahrheit.

Schreibst du ausschließlich Kurzgeschichten?

Bislang ja. In Wilfrieds Blog habe ich einen Versuch gestartet, aus mehreren Kurzgeschichten einen Roman zu machen. Wenn das Thema schräge Mystik berührt, dann fallen mir viele Episoden dazu ein und ich könnte einen Roman schreiben. Ich werde das auch eines Tages machen…

Gibt es eine Geschichte, auf die du besonders stolz bist?

Da fällt mir „Leonardos Alien“ ein, die hing bald ein Jahr an der Tür zum AWS Treff. Anscheinend als abschreckendes Beispiel, denn seitdem wurde nichts mehr hingehängt. Ich habe die Geschichte geträumt und als Ausnahme von der Regel das meiste übernommen. Zwischen den Zeilen habe ich die Schöpfungsgeschichte verändert nach dem Motto: so könnte es auch gewesen sein, die Sache mit dem Apfel im Paradies…

Welches Buch hat dich als Kind am meisten beeindruckt?

Mit fünf Jahren hatte ich einen längeren Krankenhausaufenthalt. Ich kam nach Hause und konnte lesen. Mein älterer Bruder kaufte sich Comics, Bücher hatten wir keine. Das änderte sich, als ich mich als Leseratte entpuppte. Ich verschlang Geschichten über Tiere wie „Timba“ und „Flucht durchs wilde Kurdistan“ und Groschenhefte jeder Art. Bei den Science Fiction Romanen bin ich bis heute hängengeblieben.

Wann hast du angefangen, selber zu schreiben? Hast du deine ersten Versuche aufbewahrt?

In der Pubertät. Ich war ein Tagträumer und dachte mir die Welt schön. Das nicht so Schöne schrieb ich mir von der Seele. Anschließend zeriss ich es, damit es meinen Eltern nicht in die Hände fiel.

Welche Art Lektüre schätzt du heutzutage am meisten? Welche Elemente sollte sie enthalten?

Science Fiction. Gern etwas Mystik. Sie sollte mich mitnehmen in eine Welt jenseits der Realität.

Gibt es Stoff, der dich reizen würde, aber an den du dich (noch) nicht herantraust?

„Die L-Gruppierung“ weiterzuschreiben: Jede Gruppe paranormaler Jugendlicher bekommt einen Buchstaben in einer „geschützten“ schulischen Einrichtung, erst die mit dem „L“ decken das Verschwinden der anderen Gruppen auf und den Plan, der dahintersteckt. Jemand sagte mir, bei den X-Men wäre es ähnlich, das hat mich gebremst wegen des Plagiatverdachts.

Das stelle ich mir außerordentlich ärgerlich vor: Wenn man sich etwas selber ausgedacht hat und dann feststellen muss, dass parallel noch jemand auf die Idee kam. Ich hoffe sehr, dass dir niemand mehr in die Quere kommt, damit du aus dem Vollen deiner Fantasie schöpfen kannst! Wir freuen uns auf deine nächsten spannenden Geschichten.

 

Auf den Spuren von Gisela Baudy

Begegnungen mit den Autoren, die sich an der Gemeinschaftslesung im „Alles-wird-schön“ am 21. März beteiligten und damit die SuedLese 2017 eröffneten. Heute tausche ich mich mit Gisela Baudy aus, die aus ihrem Gedichtband „Tonspuren – Lyrisches Tagebuch“ vorlas.

Im Rahmen der SuedLese lernte ich den Lyriker Volker Maaßen kennen und schätzen, der bei seinen Lesungen immer eine schwarze Baskenmütze und einen roten Schal trägt. Auch du trugst bei der Lesung eine Kopfbedeckung. War das Zufall oder hat das etwas zu bedeuten?

Das ist Zufall. Denn ich trage solche Mützen auch im Alltag. Obwohl mein Gedichtband bereits Anfang Oktober 2016 erschienen ist, war die Lesung am 21. März 2017 sozusagen meine “Premiere” für eine literarische Lesung. Die “Kopfbedeckung” hatte also auch in dieser Hinsicht noch gar keine Chance, sich zu einem besonderen Symbol oder Markenzeichen zu entwickeln. Schön wäre es allemal, bevor die Mütze nur noch dazu dient, allzu dünne Haare zu verstecken.

Lyrik hat es nicht gerade leicht. Die Nachfrage nach Spannung, Humor und kurzweiliger Unterhaltung ist ungleich größer. Wie viel Mut gehört dazu, sich mit Texten sicht- und hörbar zu machen, die tief in eine Gefühlswelt eintauchen, und einer Sprache zu bedienen, die vielen Menschen schwer zugänglich ist?

Es gehört viel mehr Mut dazu, auszuhalten, wenn sich veröffentlichten Texte nicht “sicht- und hörbar machen”. Wenn jemand das eigene Werk, das ja immer eine Art Ansprache ist, wortlos weglegt oder nicht einmal in die Hand nehmen will. Denn alles, was in der Literatur- und Kunstwelt entsteht, braucht ein Gegenüber, das antwortet. Alles braucht den Fluss und die Berührung, um da und dabei zu sein.

Hast du dich schon immer zu ernsten Themen hingezogen gefühlt?